Artgerechte Haltung von Kaninchen

Kaninchen gelten vielfach als pflegeleichte Tiere. Häufig werden sie als anspruchslose Kuscheltiere für Kinder angesehen. Dabei werden ihre tatsächlichen Bedürfnisse in der Regel unterschätzt. Im Folgenden erfahren Sie mehr darüber wie sie diesen Bedürfnissen nachkommen können und wie Sie Kaninchen artgerecht halten können.

Kaninchen in freier Natur

Wie leben die Kaninchen in freier Wildbahn?

Unsere Hauskaninchen stammen von europäischen Wildkaninchen ab und haben ähnliche Bedürfnisse wie ihre Vorfahren. In freier Wildbahn leben die Tiere in festen Gruppen von ca. 2-14 Tieren zusammen. Unter den Böcken bildet sich eine Rangordnung aus. Weibchen verstehen sich in der Regel gut solange sie ohne Nachwuchs sind. Befreundete Tiere pflegen intensiven Kontakt und gegenseitige Körperpflege.

Den Bau, in dem die Tiere leben, teilen sie sich häufig mit weiteren Kaninchengruppen. Die Tiere bewegen sich in einem großflächigen Gebiet, in dem sie unterirdische Gang- und Höhlensysteme graben. Sie verbringen die meiste Zeit des Tages mit der Nahrungssuche und -aufnahme. Ihre Nahrung besteht aus Gras, Wurzeln und Zweigen. Kaninchen sind dämmerungsaktiv. Mittags / am frühen Nachmittag befinden sie sich in einer Ruhephase.

Artgerechte Haltung

Wie halte ich meine Kaninchen artgerecht?

Kaninchen sind also Gruppentiere. Einzelhaltung ist daher strikt abzulehnen! Auch kein Mensch und kein Meerschwein können dem Kaninchen den nötigen Sozialpartner ersetzen. Einzige Möglichkeit einer artgerechten Haltung von Kaninchen ist die Gruppenhaltung. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, die Tiere bereits im frühen Alter aneinander zu gewöhnen. Besonders Wurfgeschwister eignen sich gut zur gemeinsamen Haltung.

Das Kaninchenheim sollte für zwei Tiere mindestens vier Quadratmeter groß sein. Als Faustregel gilt, dass die Käfiglänge mindestens das Dreifache der Körperlänge des Tieres betragen sollte und die Breite mindestens das eineinhalbfache. Im Käfig braucht jedes Tier eine separate Rückzugsmöglichkeit. Die Futterplätze sollten die größtmögliche Entfernung zu den bevorzugten Ausscheidungsstelen aufweisen. Die Tiere brauchen Platz zum Hoppeln und um sich Aufzurichten, sowie Möglichkeiten zum Graben. Bei Innenhaltung muss den Tieren täglich für mehrere Stunden beaufsichtigter Auslauf geboten werden.

Außenhaltung eignet sich bei schrittweiser Gewöhnung ideal für Kaninchen. Voraussetzung sind ausreichender Schutz vor Raubfeinden und Witterungseinflüssen. Insbesondere vor Hitze und direkter Sonneneinstrahlung müssen die Tiere geschützt werden. Kälte hingegen können sie aufgrund einer speziellen Haarstruktur recht gut vertragen. Bei Außenhaltung müssen die Tiere speziell im Sommer täglich kontrolliert werden. Kleben im Sommer Kotreste am After fest, legen dort gerne Fliegen ihre Eier ab, was innerhalb kurzer Zeit zu massivem Madenbefall führen kann, der im schlimmsten Fall für das Kaninchen tödlich endet. Bevor Sie die Tiere ins Außengehege setzen, sollten zudem Schutzimpfungen gegen RHD und Myxomatose durchgeführt worden sein.

Kaninchenfutter

Das Kaninchenfutter sollte hauptsächlich aus Heu und frischen Kräutern bestehen. Der Verdauungstrakt der Tiere ist auf karges Futter eingestellt. Zu nährstoffreiches Futter kann daher schnell zu Verdauungsproblemen führen. Kommerziell erhältliche Fertigfutter und Snacks sind in der Regel nicht geeignet! Auch Obst und trockenes Brot sollten die Tiere nur selten bekommen. Wollen Sie Ihren Kaninchen etwas Gutes tun, sammeln Sie Löwenzahn, Möhren, Möhrengrün, sowie getrocknete oder frische Zweige. Um eine korrekte Abnutzung der Zähne zu ermöglichen, ist es wichtig, dass die Tiere ausreichend Futter zum Schneiden und Mahlen bekommen. Frisches Wasser muss den Tieren natürlich immer zur Verfügung stehen. Der Verdauungstrakt der Kaninchen ist auf ständige Nahrungszufuhr angewiesen. Eine Nahrungskarenz von 24 Stunden ist bereits als tierärztlicher Notfall zu betrachten!

© Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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