BARFen – Rationsaufbau bei Rohfütterung des Hundes

Die reine Rohfütterung, auch genannt BARFen, erfreut sich unter Hundehaltern zunehmender Beliebtheit. BARFen ist jedoch mehr als nur das Verfüttern von rohem Fleisch. Um bei der eigenen Futterzusammenstellung eine bedarfsdeckende Versorgung zu sichern und fütterungsbedingte Probleme zu verhindern, gilt es Einiges zu beachten.

Allgemeines

BARFen wird mittlerweile mehrfach als Akronym verwendet. Es steht für „Bones And Raw Foods“ („Knochen und rohe Futtermittel“) ebenso wie für „Biologically Appropriate Raw Foods“ („Biologisch Artgerechts Rohes Futter“) und „Born Again Raw Feeders“ („neugeborene Rohfütterer“).

Beim BARFen wird die natürliche Futterzusammensetzung des Wolfes in freier Wildbahn nachgeahmt. Das Futter besteht daher zu einem großen Teil aus rohem Fleisch. Doch Fleisch ist nicht alles! Wer barft, muss sich zunächst intensiv mit der Ernährung des Hundes auseinandersetzen. Die Rohfütterung erfordert Kenntnisse der ausgewogenen Hundeernährung, sowie penible Hygiene.

Fütterungsbestandteile und Rationsaufbau

Kohlenhydrate

Etwa die Hälfte der Futterration sollte aus Kohlenhydraten bestehen. Die gängigen Kohlenhydratlieferanten wie Kartoffeln, Nudeln und Reis eignen sich im Futterplan jedoch nur in gekochter Form, da die enthaltene Stärke ungekocht kaum verdaut werden kann. Wer auch hier auf das Kochen verzichten möchte, kann auf Haferflocken zurückgreifen, da diese auch roh gut verdaulich sind.

Proteine

Der zweitgrößte Teil der Futterration besteht aus Proteinen. Muskelfleisch, aber auch Organe wie Leber und Niere, bieten hochwertige Proteine. Leber beinhaltet zudem viele Vitamine und Mineralstoffe, welche im Muskelfleisch fehlen. Schlachtabfälle wie Euter, Darm, Lunge, Knorpel, oder Sehnen enthalten viel Bindegewebe und nur minderwertige Proteine und sollten daher nicht in großen Mengen verfüttert werden. Der Gehalt an Mineralstoffen und Vitaminen ist, wie auch beim Muskelfleisch, niedrig. Das Fleisch sollte immer schockgefroren sein, um die Gefahr der Übertragung von Infektionserregern zu reduzieren.

Milch eignet sich trotz der darin enthaltenen hochwertigen Proteine auf dem Fütterungsplan nur in kleinen Mengen von maximal 20-40 ml Milch pro Kilogramm Körpermasse, da adulte Hunde den Milchzucker nicht mehr verdauen können. Die Aufnahme größerer Milchmengen führt daher zu Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen. Milcherzeugnisse wie Quark, Joghurt oder Frischkäse hingegen enthalten weniger Laktose und können daher auch in größeren Mengen verfüttert werden.

Ballaststoffe

Etwa fünf Prozent der Futterration sollten auf Ballaststoffe entfallen. Sie fördern die Darmmotilität und spielen somit eine wichtige Rolle für die Verdauung. Zudem liefern sie kurzkettige Fettsäuren. Aufgenommen werden Ballaststoffe z.B. über Gemüse, Obst, Weizenkleie und Futterzellulose. Aber nicht alle Gemüse- und Obstsorten werden von Hunden vertragen. Gut verträglich sind z.B. Brokkoli, Karotten, Kohlsorten, Gurken, Rote Beete, Spinat, Äpfel, Bananen und Kiwis. Avocados, Weintrauben und Zwiebeln hingegen sind für Hunde giftig.

Fette

Ebenfalls etwa fünf Prozent der Futterration sollten aus Fetten bestehen. Fette liefern essentielle Fettsäuren, ermöglichen die Verwertung fettlöslicher Vitamine und tragen nicht zuletzt zur Futterakzeptanz bei. Über fettreiches Fleisch und Schmalz werden Fette aufgenommen. Unter den Ölen weisen besonders Fisch-, Lein- und Rapsöl diätetisch günstige Fettsäuremuster auf.

Vitamine und Mineralstoffe

Vitamine und Mineralstoffe sind in Fleisch und Kohlenhydratlieferanten nicht ausreichend vorhanden. Auch Obst und Gemüse können in der verfütterten Menge den Bedarf nicht decken. Zur Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen eignen sich Ergänzungsfuttermittel, welche rund 20% Kalzium enthalten. Als Faustregel gilt ein täglicher Bedarf von 0,5 Gramm Vitamin- und Mineralstoffzusatz pro Kilogramm Körpermasse. Auch Leber und Knochen eignen sich zur Ergänzung von Vitaminen und Mineralstoffen. Leber enthält große Mengen an Eisen, Kupfer, Vitamin A, Vitamin B2, B12, Biotin. Knochen, besonders wenn sie von jungen Tieren stammen, liefern Mineralstoffe wie Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium und Zink. Ebenso eignet sich gedämpftes Knochenmehl zur Futterergänzung. Harte Knochen, z.B. des Oberarms, können zudem als Kauartikel der Beschäftigung dienen und helfen gegen Zahnstein. Auch Knochen sollten jedoch nicht in zu großen Mengen verfüttert werden, um eine nachteilige Überversorgung mit einzelnen Mineralstoffen, sowie Verdauungsprobleme durch Knochenkot zu verhindern. Ausreichend ist 1 Gramm Knochen pro Kilogramm Körpermasse täglich. Maximal sollten 10 Gramm Knochen pro Kilogramm Körpermasse gefüttert werden.

Wasser

Wasser muss selbstverständlich jedem Hund zur freien Verfügung stehen.

Nicht geeignet für die Rohfütterung

Folgende Futtermittel eignen sich nicht zur rohen Verfütterung an Hunde:

Schweinefleisch

Fleisch von Schweinen und Wildschweinen eignet sich nicht zur Rohfütterung, da es den Aujeszky-Virus übertragen kann, welcher bei Hunden die sogenannte „Pseudowut“ auslöst und stets zum Tode führt.

Fisch

Fische enthalten Thiaminasen, welche Vitamin B1 spalten und so zu Mangelerscheinungen führen. Da sie durch Kochen inaktiviert werden, spielen sie nur im rohen Zustand eine Rolle. Zudem kann bei anhaltender Verfütterung größerer Mengen das enthaltene Trimethylamin zu Anämien führen.

Eier

Eier beinhalten viele wertvolle Proteine und Fettsäuren. In roher Form allerdings beeinträchtigt ein im Eiklar enthaltener Trypsinhemmstoff die Proteinverdauung und das im Eiklar enthaltene Avidin bindet Biotin (Vitamin B7).

Nudeln, Kartoffeln und Reis

Wie bereits oben beschrieben, kann die in Nudeln, Kartoffeln und Reis enthaltene Stärke in roher Form kaum verwertet werden.

Individueller Bedarf

Wer alles richtig machen will, lässt für seinen Hund den Bedarf der einzelnen Komponenten ausrechnen und einen individuellen Fütterungsplan erstellen. Speziell bei jungen, alten, laktierenden oder kranken Tieren kann der Bedarf individuell schwanken. Neben der tierärztlichen Beratung sollten regelmäßige Kontrollen von Gewicht und Gesundheitsstatus, inklusive Blutcheck, selbstverständlich sein.

Mehr zu ernährungsbedingten Risiken beim BARFen lesen Sie im zweiten Teil des Artikels.

© Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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