Beschäftigung für Kaninchen

Kaninchen sind bewegungs- und erkundigungsfreudige Tiere. In freier Wildbahn verwenden sie viel Zeit für die Futtersuche, das Erkunden der Umgebung und das Anlegen von unterirdischen Gängen und Höhlen. Auch als Haustier brauchen sie vielfältige Möglichkeiten zur Beschäftigung um sich wohlzufühlen.

Beschäftigung durch Sozialpartner

Artgenosse ist wichtigste Beschäftigungsmöglichkeit

Kaninchen sind Gruppentiere und sollten stets mit mindestens einem Artgenossen zusammenleben. Die wichtigste Beschäftigungsmöglichkeit bietet in der artgerechten Kaninchenhaltung daher der Artgenosse. Zudem brauchen Kaninchen Möglichkeiten zur Futtersuche, zum Erkunden und zum Buddeln. Bei gemeinsamen Interaktionen von Halter und Kaninchen sollte auf die Aktivitätsphasen der Kaninchen Rücksicht genommen werden: Kaninchen sind dämmerungsaktiv und ruhen mittags, weshalb Interaktionen mit den Tieren in die Zeiten der Dämmerung gelegt werden sollten.

Die Ausstattung des Geheges

Das Kaninchengehege muss groß genug sein zum Strecken, Hüpfen, Springen und Rennen. Auch Versteckmöglichkeiten sind für die Beutetiere wichtig.

Tunnelsysteme

Im Gehege lassen sich leicht durch den Einbau mehrerer Ebenen, Höhlen und Tunnelsysteme Erkundungs- und Versteckmöglichkeiten schaffen. Neben speziellen Kaninchentunneln, z.B. aus Weide oder Stoff, sind hierzu auch Röhrensysteme, Katzen- oder Kindertunnel geeignet. Heutunnel für Kaninchen bieten nicht nur einen Tunnel zum Durchlaufen und Verstecken, sondern auch Knabberspaß.

Parcour

Ebenso werden Holzbrücken, kleine Höhlen aus z.B. Pappkartons oder Korkröhren, oder ein zeltartiger Unterschlupf unter einem aufgespanntem Tuch von den meisten Kaninchen gerne angenommen.

In der Wohnung ist stets darauf zu achten, dass Kabel, sowie Tapeten, Wandleisten und Teppiche vor den Kaninchen gesichert werden.

Futterbeschäftigung

In freier Wildbahn verbringen Kaninchen sehr viel Zeit mit der Futtersuche und -aufnahme. Auch Hauskaninchen können lange mit der Futtersuche beschäftigt werden, wenn ihnen das Futter nicht einfach im Napf dargeboten wird, sondern im gesamtem Gehege versteckt oder in Futterspielzeug verteilt wird.

Futterrollen, Futterbälle, Futterbäume

Verstecken Sie das Futter an verschiedenen Orten, z.B. in der Buddelkiste oder in einem Karton unter einem Haufen Heu/Stroh, so dass die Tiere danach graben müssen.

Sie können auch z.B. Möhrengrün so aufhängen, dass sich die Kaninchen danach strecken müssen. Eine Futterrolle lässt sich leicht basteln, indem z.B. eine unbedruckte Klopapierrolle mit Heu gefüllt wird, zwischen dem Trockenkräuter als Leckerli verteilt sind. Hierzu eignen sich auch so genannte Kongs, aus denen die Kaninchen das Futter herausarbeiten müssen.

Auch im Handel erhältliche Weidenkugeln können als Futterball dienen, hier ist dann sogar die Verpackung zum Fressen.

Sehr beliebt sind Futterbäume. Auch diese können Sie leicht selber machen, indem Sie in einen dicken Ast mehrere Löcher in unterschiedlichen Höhen zur Futterbefestigung bohren und den Ast auf einer Holzplatte festschrauben. In diesen Ast können dann verschiedene Futtermittel gesteckt werden.

Futterspielzeuge sind auch in verschiedensten Ausführungen im Handel erhältlich, z.B. als Holzrolle, aus der bei Bewegung kleine Futterbrocken herausfallen, oder als Intelligenzspielzeug, bei dem die Tiere Deckel anheben oder Schubladen öffnen müssen, um an das Futter zu gelangen.

Äste zum Knabbern

Zum Knabbern können Sie den Kaninchen z.B. frische Obstbaumäste anbieten. Als Asthaufen auf dem Boden können die Äste zudem Sichtschutz und Hindernis zum Drüberspringen darstellen.

Buddelmöglichkeit

Kaninchen legen in freier Wildbahn unterirdische Gangsysteme an. Auch Hauskaninchen wollen buddeln. Möglichkeiten zum Buddeln sollten daher jedem Kaninchen zur Verfügung stehen. In Außenhaltung buddeln Kaninchen sehr gerne in der Erde. Hier ist darauf zu achten, nur bestimmte Bereiche zum Buddeln zur Verfügung zu stellen und das Gehege ausbruchssicher zu gestalten.

Bei Innenhaltung kann den Kaninchen z.B. ein Käfiguntersatz, ein großes Katzenklo oder ein kleiner Sandkasten mit Sand gefüllt als Buddelkiste dienen. Statt Sand können auch ungedüngte Erde, Einstreu oder Stroh verwendet werden. Selbst unbedruckte Pappkartons und Papierverpackungen laden zum Buddeln und Zerreißen ein.

Es ist darauf zu achten, dass keine Verletzungsgefahr durch lose Fäden o.ä. entsteht. Zur Abnutzung der kontinuierlich wachsenden Krallen können z.B. rauhe Steine mit in die Buddelkiste gelegt werden.

Spielzeug zur Beschäftigung

Auch spezielles Kaninchenspielzeug, Babybeißringe oder ungefährliche Gegenstände aus dem Alltag wie unbedruckte Klopapierrollen, Papiertüten oder Kissen regen viele Kaninchen zum Erkunden und Spielen an.

Neben niedrigen Hindernissen auf dem Boden (z.B. Äste oder Steine), über welche die Kaninchen klettern oder springen müssen, können Sie die Tiere unter Aufsicht auch an eine kleine Wippe gewöhnen. Mit Brücken, dünnen Stegen und Hindernissen können Sie den Tieren einen Hindernisparcour erstellen.

Beschäftigung durch Training

Auch mit Kaninchen lassen sich Gehorsamsübungen oder Tricks trainieren. Geeignete Übungen sind z.B. das Hinsetzen oder das Aufsuchen eines speziellen Ortes, z.B. der Transportbox. Damit das Kaninchen auch weiß, was von ihm erwartet wird, müssen Sie sich zuvor mit den lerntheoretischen Grundregeln vertraut machen. Unsachgemäß durchgeführtes Training erzeugt mehr Stress als Freude und führt nur zu unzuverlässigem Erfolg.

Kurze Übungseinheiten von jeweils 3-5 Minuten, die Verwendung definierter Signale, und die Belohnung mit kleinen, nicht zu kalorienreiche Futterhäppchen sind selbstverständlich.

Worauf Sie verzichten sollten

Kaninchen sind Beutetiere und müssen bei Bedrohung schnell flüchten können. In der artgerechten Kaninchenhaltung ist daher auf das Anleinen der Tiere zu verzichten. Abgesehen von dem Stress für das Tier besteht hier große Verletzungsgefahr, wenn das Kaninchen bei empfundener Bedrohung versucht zu flüchten und in die Leine springt.

© Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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