Hunde und Jogger

Ein laufender Mensch animiert viele Hunde zum Hinterherlaufen, Jagen oder Spielen. Nicht jeder Hundehalter kann seinen Hund so gut kontrollieren, dass von diesem in der Öffentlichkeit keine Belästigung oder gar Gefahr für Dritte ausgeht. Was kann der Jogger tun, um sich selbst vor lästiger Hundeverfolgung zu schützen?

Manche Hunde wollen tatsächlich „nur“ spielen; bei anderen löst der Jogger Jagdverhalten aus; wieder andere erschrecken sich vor dem schnell vorbeilaufenden, eventuell auch plötzlich auftauchenden oder seltsam gekleideten Menschen und versuchen, sich mit einem Angriff zu verteidigen.

Verhaltenshinweise für Jogger

Wie sollte sich der Jogger verhalten, wenn er von einem fremden Hund belästigt wird?

Keine schnellen oder ruckartigen Bewegungen

Hunde finden Sachen spannend, die sich bewegen. Bemerkt der Jogger einen Hund, der ihn im Fokus hat, sollte der Jogger sich möglichst uninteressant machen: hierzu hilft es, langsamer zu werden und ganz allmählich stehen zubleiben. Ruckartige Bewegungen hingegen animieren den Hund. Auch die Erhöhung des Lauftempos spornt den Hund an, sich weiter an die Fersen des Joggers zu heften.

Kein direkter Blickkontakt

Direktes Anstarren wirkt auf den Hund bedrohlich. Durch diese Bedrohung wird der Hund herausgefordert: je nach Veranlagung wird er darauf ausweichend reagieren oder ebenfalls zu Drohung oder gar Angriff übergehen. Der Jogger sollte daher möglichst am Hund vorbei schauen.

Ruhig bleiben

Lautes Schreien, wildes Gefuchtel mit den Armen, oder Tritte in Richtung des Hundes wirken auf den Hund wie ein Angriff. Auch hier wird er je nach Veranlagung zurückweichend oder angreifend reagieren. Jemand, der einfach nur ganz ruhig da steht, wird hingegen schnell langweilig. Auch dem Hund gängige Hörzeichen zuzurufen, wie „Pfui“ oder „Lass das“ macht keinen Sinn. Selbst wenn der Hund diese Hörzeichen zufällig kennen sollte, scheinen sie bei ihm keine Wirkung zu haben – der Halter hat es damit sicher auch probiert, als der Hund dazu ansetzte, die Verfolgung des Joggers aufzunehmen.

FAZIT: Wird ein Jogger von einem fremden Hund verfolgt, sollte er sich uninteressant machen, indem er langsam zum Stehen kommt, den Hund nicht direkt anschaut und ganz ruhig bleibt. In der Regel verliert auch der Hund das Interesse, wenn das Objekt nicht mehr in Bewegung ist.

Wie kann der Jogger vermeiden, dass der Hund überhaupt erst zur Verfolgung ansetzt?

Generell ist es ratsam, an Hunden in gleichmäßigem Tempo, ohne direkten Blickkontakt und in ausreichendem Abstand vorbeizulaufen. Besonders wenn der Jogger plötzlich von hinten kommt, sollte er Abstand halten und sich deutlich bemerkbar machen. Nicht jeder Hund ist an Jogger gewöhnt – erst recht wenn diese plötzlich auftauchen. Daher kann es durchaus passieren, dass der Hund durch den Jogger erschreckt wird und, wenn der Jogger ihm zu nahe kommt, eventuell in seiner Angst keine andere Möglichkeit sieht als sich mittels Schnappen nach dem Jogger zu verteidigen.

Verhaltenshinweise für den Hundehalter

ABER: Natürlich ist es die Aufgabe des Hundehalters, seinen Hund in der Öffentlichkeit so zu kontrollieren, dass von diesem keine Belästigung oder Gefahr für Dritte ausgeht. Jeder Hundehalter sollte seinen Hund daher zu sich ran rufen und ggf. an die Leine nehmen, wenn ein Jogger den Weg kreuzt. Leider gibt es viele Hundehalter, die ihren Hund nicht entsprechend kontrollieren können, oder die meinem mit einem „der tut nichts“ oder „der will nur spielen“ das belästigende Verhalten des Hundes rechtfertigen zu können. Und leider kennt nicht jeder Hundehalter seinen Hund so gut, dass er weiß, wie sein Hund reagieren wird – wovor der Hund Angst hat, welche Reize bei seinem Hund Jagdverhalten auslösen, oder in welchen Situationen er von seinem Hund schlicht ignoriert wird. Als Jogger sollten Sie daher schon aus Selbstschutz damit rechnen, dass nicht jeder Hundehalter seinen Hund unter Kontrolle hat.

ÜBRIGENS: Ein Hund, der einem Jogger hinterherläuft, ist per se weder aggressiv noch gefährlich. In den meisten Fällen ist er schlicht nicht ausreichend erzogen.

© Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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