Vergesellschaftung von Katzen

Nicht immer fügt sich das neue Haustier sofort reibungslos in den Alltag ein. Viele Katzen sind anfangs sehr ängstlich und trauen sich kaum, das neue Heim zu erkunden. Bei der Vergesellschaftung mit weiteren Katzen kommt es häufig zu schweren Kämpfen. Mit der richtigen Eingewöhnung lassen sich viele dieser Probleme vermeiden.

Der Einfluss der ersten Lebenswochen auf die Katze

Sozialisation und Habituation von Katzen

Die Eingewöhnung in das neue Zuhause fällt jungen Tieren grundsätzlich leichter. Die Welpen befinden sich in den ersten Lebenswochen in einer Phase maximaler Lern- und Anpassungsfähigkeit, in der sie besonders leicht auf das Leben in der großen weiten Welt vorbereitet werden können. Im Zuge der Gehirndifferenzierung speichert das Gehirn nämlich alles, was es in diesem Zeitraum kennenlernt, als normal ab. Die Erfahrungen in diesem wichtigen Lebensabschnitt haben folglich großen Einfluss darauf, ob das Tier später menschen- und kinderfreundlich, hunde- und katzenverträglich, sowie selbstsicher und entspannt in fremden Situationen ist.

Bei Katzen endet die Sozialisations- und Habituationsphase, also die Phase maximaler Lern- und Anpassungsfähigkeit, bereits mit der siebten Lebenswoche. Haben Sie den Katzenwelpen bereits vor der Übernahme ausgesucht, können Sie ihm die Umgewöhnung erleichtern, indem Sie ihn mehrfach im mütterlichen Zuhause besuchen. Achten Sie darauf, dass der Welpe vor der Übernahme bereits viele Umweltreize kennenlernt, die ihn im späteren Zuhause erwarten werden – z.B. sollte eine Katze, die in eine Großstadtwohnung zieht, bereits im Welpenalter viele Geräusche, Gerüche, sowie Wohnungsgegenstände des zukünftigen Zuhauses kennen gelernt haben. Machen Sie sich am besten eine Liste und bitten Sie den Züchter, den Katzenwelpen mit diesen Gegenständen vertraut zu machen (z.B. Wohnungsklingel, Waschmaschinen-, Mixer-, Staubsaugergeräusche, Verkehrslärm, laute Stimmen, Transportbox).

Eine Katze zieht in ihr neues Zuhause

Eingewöhnung in separatem Raum

Kommt die Katze in das neue Heim, gewöhnen Sie sie zunächst in einem separaten Raum ein. Wählen Sie hierfür einen ruhigen Raum und statten Sie diesen mit den Katzenutensilien, wie Futter, Wasser, Katzenklo, Liegeplätzen, Kratzbaum und Spielzeug, aus. Nach der Ankunft im neuen Heim lassen Sie die Katze in diesem Raum aus ihrer Box aussteigen. Machen Sie es sich in einer Ecke des Raumes gemütlich, ohne sich jedoch um die Katze zu kümmern. Lassen Sie der Katze Zeit, die neue Umgebung in Ruhe zu erkunden. Ist die Katze fremde Menschen gewöhnt oder kennt sie Sie bereits, wird sie recht bald Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Ein scheues Tier sucht sich womöglich zunächst ein Versteck. Bedrängen und verängstigen Sie die Katze nicht, indem Sie ihr hinterher jagen, sondern warten Sie, bis die Katze von sich aus den Kontakt zu Ihnen sucht.

Erst wenn die Katze sich im Eingewöhnungsraum entspannt und frei bewegt, lassen Sie die Raumtür einen Spalt breit geöffnet. Traut sich die Katze nur zögerlich hervor, können Sie im Rest des Hauses Leckerchen verteilen, um der Katze die weitere Erkundung zu erleichtern. Lassen Sie die Katze auch hier in ihrem eigenen Tempo vorgehen und halten Sie ihr den Weg zurück in den Eingewöhnungsraum stets frei. Bieten Sie im restlichen Haus zunächst weitere Futter-, Wasser- und Toilettenstellen, Beschäftigungsmöglichkeiten und Liegeplätze an. Erst wenn die Katze die neuen Stellen angenommen hat und sich hier sichtbar wohl fühlt, entfernen Sie die Katzenausstattung im Eingewöhnungsraum.

Vergesellschaftung einer Katze mit anderen Haustieren

Katze und Katze

Auch beim Einzug in einen Haushalt, in dem bereits eine Katze lebt, wird die neue Katze zunächst in einem separaten Raum eingewöhnt. Während dieser getrennten Eingewöhnungsphase sollten Sie mehr Zeit mit der alten Katze verbringen als mit der neuen Katze. Sobald die neue Katze sich im Eingewöhnungsraum entspannt und frei bewegt und auch zu Ihnen Kontakt aufnimmt, gewöhnen Sie die Katzen an den Geruch der jeweils anderen, indem Sie die Decken der Katzen vertauschen. Erst wenn beide Tiere sich in Anwesenheit des fremden Katzengeruchs entspannt zeigen, lassen Sie die Tür zum Eingewöhnungsraum geöffnet. Beim ersten Aufeinandertreffen der Katzen kann es zu aggressiven Auseinandersetzungen kommen. Oft fauchen sich die Katzen zunächst an und ziehen sich dann wieder zurück. Beobachten Sie die Tiere, greifen Sie aber nicht in ihre Interaktionen ein. Lassen Sie den Katzen auch hier Zeit und halten Sie beiden Tieren Wege in ihre Rückzugsbereiche offen. In der Regel legen sich die Auseinandersetzungen nach wenigen Tagen. Bieten Sie den Katzen jeweils eigene Futternäpfe, Katzenklos und Liegeplätze an.

Katze und Hund

Zieht die Katze in einen Haushalt, in dem bereits ein Hund lebt, wird die Katze ebenfalls zunächst in einem separaten Raum eingewöhnt. Im nächsten Schritt gewöhnen Sie die Tiere an den Geruch des jeweils anderen, indem Sie z.B. die Decken von Hund und Katze vertauschen. Zudem bekommt die Katze in Abwesenheit des Hundes die Gelegenheit, das neue Heim zu erkunden. Der erste direkte Kontakt von Hund und Katze sollte unter Aufsicht stattfinden. Achten Sie darauf, dass die Katze sich auf erhöhte Plätze zurückziehen kann. Hat der Hund bisher noch keinen direkten Kontakt mit Katzen gehabt, nehmen Sie ihn an eine Hausleine, um sicherstellen zu können, dass Hund und Katze bei der ersten Kontaktaufnahme kontrolliert aneinander geführt werden.

© Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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