Vergesellschaftung von Wellensittichen

Wellensittiche sind Schwarmvögel mit ausgeprägtem Sozialverhalten und sollten daher stets gemeinsam mit Artgenossen gehalten werden. Doch der Wellensittich muss sich nicht auf Anhieb mit jedem Artgenossen verstehen. Die schrittweise Vergesellschaftung der Vögel hilft, möglichen Problemen vorzubeugen.

Leben im Schwarm

Als Schwarmvogel mit ausgeprägtem Sozialverhalten ist der Wellensittich nicht zur Einzelhaltung geeignet. Die gemeinsame Haltung mit Artgenossen ist Grundvoraussetzung für eine möglichst art- und verhaltensgerechte Haltung der Vögel. Kein anderer Vogel, kein anderes Tier und kein Mensch kann den nötigen Sozialpartner ersetzen.

Auch ein Wellensittich muss jedoch nicht auf Anhieb jeden Artgenossen mögen. Insbesondere bei Vögeln, die bereits längere Zeit einzeln gehalten wurden, kann es sein, dass der Vogel sein Territorium zunächst aggressiv gegen den Neuankömmling verteidigt und nichts vom Artgenossen wissen will. Schrittweises Vorgehen bei der Vergesellschaftung kann helfen, derartige Probleme zu vermeiden.

Die Wahl des Partners

Wird ein Partner für einen einzelnen Wellensittich gesucht, so sollte dieser in etwa das gleiche Alter und einen ähnlichen Charakter haben. Die Haltung eines gegengeschlechtlichen Pärchens ist in der Regel am wenigsten problematisch. Die gemeinsame Haltung gleichgeschlechtlicher Tiere führt besonders bei Weibchen aufgrund der hormonellen Einflüsse ab der Geschlechtsreife häufig zu aggressiven Auseinandersetzungen. Wird ein Partnertier für einen Wellensittich gesucht, der längere Zeit einzeln gehalten wurde, sollte ein Artgenosse gewählt werden, welcher bisher mit anderen Wellensittichen gemeinsam gehalten wurde. Der Neuling wird dann umso schneller Kontakt zum neuen Partner aufnehmen und so die gegenseitige Kontaktaufnahme erleichtern.

Ein neuer Wellensittich zieht ein

Quarantäne

Ein Vogel, der vom Züchter oder aus dem Zoofachhandel übernommen wird, sollte zunächst tierärztlich untersucht und circa eine Woche in Quarantäne gehalten werden. Während der Quarantäne wird der neue Vogel in einem eigenen Käfig in einem separaten Raum gehalten. Die Quarantäne ist notwendig, um zu verhindern, dass der Neuankömmling Krankheitserreger mit in den Bestand bringt, die sich noch nicht klinisch bemerkbar machen, den alteingesessenen Vogel aber gefährden können.

Schrittweise Annäherung

Nach Ende der Quarantäne wird der neue Vogel in seinem Käfig in Sichtweite des Käfigs des alteingesessenen Vogels gestellt. Haben beide Vögel mit dieser Situation kein Problem, wird der Abstand zwischen beiden Käfigen in den nächsten Tagen zunehmend verringert. Verhalten sich die Vögel friedlich, wenn die Käfige schließlich nebeneinander stehen, bekommen sie unter Aufsicht die Gelegenheit, sich im Freiflug kennenzulernen. Dabei bleiben beide Käfige geöffnet, so dass die Vögel sich bei Bedarf zurückziehen können. Leichtes gegenseitiges Attackieren ist hierbei völlig normal. Kommt es zu ernsthaften Kämpfen, sollten Sie jedoch einschreiten und die Kampfvögel trennen. Dies kann z.B. leicht mithilfe einer Wasserpistole oder einer Blumendusche gelingen.

Verläuft der gemeinsame Freiflug wiederholt harmonisch und klettern die Vögel gemeinsam in einen Käfig, können die Vögel in ihr gemeinsames Zuhause ziehen. Hierzu eignet sich am besten ein neuer Käfig. Neigt der alteingesessene Vogel nicht dazu, sein Revier aggressiv gegen Eindringlinge zu verteidigen, und ist die Größe entsprechend, kann auch der bisherige Käfig weiter genutzt werden.

Eingliederung in einen Schwarm

Zieht ein Wellensittich in einen bereits bestehenden Schwarm, findet der erste Kontakt im gemeinsamen Freiflug statt. Dabei wird der Käfig des Neulings diesem als Rückzugsmöglichkeit weiterhin angeboten. Da hier in der Regel mehrere potentielle Partner zur Verfügung stehen, sind die Erfolgsaussichten einerseits erhöht. Andererseits kann es sein, dass sich z.B. ein brütendes Sittichpaar von dem Neuling bedroht fühlt.

Kontaktaufnahme braucht Zeit

Haben Sie Geduld und lassen Sie den Vögeln die nötige Zeit! Besonders für Vögel, die längere Zeit einzeln gehalten wurden, ist es schwer, Kontakt zu einem Artgenossen aufzunehmen. Reagiert einer der Vögel ängstlich auf den anderen Artgenossen, ist langsames schrittweises Vorgehen besonders wichtig. Hier können zudem zusätzliche verhaltenstherapeutische Maßnahmen erforderlich sein.

© Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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