Nicht immer verlaufen die Weihnachtstage so ruhig und harmonisch wie geplant. Nicht selten geschehen Unfälle, die einen Notfallbesuch beim Tierarzt erfordern. Viele dieser weihnachtlichen Notfälle wiederholen sich alljährlich und lassen sich vermeiden.
Vergiftungen
Schokolade
Vergiftungen durch Schokolade treten zu Weihnachten besonders häufig auf. Schokolade enthält Theobromin, welches anregende und aufmunternde Wirkung hat. Ebenso wie Koffein stimuliert es den Kreislauf und das Nervensystem. Hunde können Theobromin kaum verstoffwechseln. Es wirkt auf Hunde daher ähnlich wie eine Überdosis Nikotin oder Koffein auf den Menschen.
Je höher der Kakaoanteil, desto höher ist auch der Theobromingehalt. Bitter- und Kochschokolade sind daher besonders gefährlich. Kakaopulver enthält bis zu 26 Milligramm Theobromin pro Gramm, bei Bitterschokolade sind es bis zu 16 Milligramm Theobromin pro Gramm Schokolade. Bei Aufnahme einer 100 Gramm-Tafel Bitterschokolade nimmt der Hund also rund 1,6 Gramm Theobromin zu sich – eine Dosis, die für kleine Hunde bereits tödlich sein kann. Auch die mehrfache Gabe kleiner Schokoladenportionen ist gefährlich, da das Theobromin nur sehr langsam abgebaut wird und sich so im Blut anreichert.
Typische Vergiftungserscheinungen wie Unruhe, Erbrechen und Durchfall treten meist nach circa zwei bis zwölf Stunden auf. Die Aufnahme größerer Mengen an Theobromin kann zu Krämpfen, Lähmung und Koma bis hin zum Herzversagen führen.
Bei Aufnahme größerer Mengen an Schokolade sollten Sie daher unverzüglich einen Tierarzt aufsuchen. Bis zu zwei Stunden nach der Aufnahme kann dieser den Hund erbrechen lassen und so eine Vergiftung verhindern.
Essensreste
Oft wollen Halter dem Hund zu Weihnachten etwas besonders Gutes tun und verfüttern Reste des Festtagsessens. Dieses ist jedoch häufig für den Hund viel zu fett und zu stark gewürzt. Geflügelknochen splittern zudem sehr leicht und können so Verletzungen des Verdauungstraktes verursachen.
Besonders giftig für Hunde sind Zwiebeln. Das darin enthaltene N-Propyldisulfid zerstört die roten Blutkörperchen. Bereits eine Gemüsezwiebel kann für einen Zehn Kilogramm schweren Hund tödlich sein. Auch weitere Lebensmittel sind für Hunde gefährlich. Hierzu zählen z.B. Knoblauch, Avocado, Brokkoli, Kohlsorten, Nachtschattengewächse (rohe Kartoffeln, Tomaten, Auberginen), Pilze, Erdnüsse, Walnüsse, Macadamianüsse, Obstkerne, Rhabarber, Weintrauben und Hülsenfrüchte.
Auch rosinenhaltiges Gebäck, z.B. Stollen, ist für Hunde giftig. Rosinen können zu Nierenschäden führen und sollten daher nicht an Hunde verfüttert werden.
Getränke
Alkohol ist giftig für den Hund. Das darin enthaltene Ethanol kann zu Koordinationsstörungen und Atemnot bis hin zum Koma führen. Für einen zehn Kilogramm schweren Hund ist bereits ein Glas hochprozentiger Alkohol tödlich. Auch schwarzer Tee und Kaffee sind nicht für Hunde geeignet. Das enthaltene Koffein kann zu Herzrhythmusstörungen und neurologischen Störungen bis hin zum Tod führen. Milch und Milchprodukte sollten nur in geringen Dosen verfüttert werden, da der Milchzucker von erwachsenen Hunden nicht vollständig verdaut werden kann und zu Durchfall führen kann. Wer sein Getränk mit Süßstoff süßt, sollte auch Diesen vor dem Hund sicher verwahren. Der im Süßstoff, und ebenso in Kaugummis, enthaltene Süßstoff Xylitol stellt eine der häufigsten Ursachen für Vergiftungen beim Hund dar.
giftige Pflanzen
Auch einige typische Weihnachtspflanzen beinhalten giftige Stoffe. So führt z.B. das im Weihnachtsstern enthaltene Euphorbin bei Verspeisen der Pflanze zu Krämpfen, Lähmungen, Durchfall und Herzrhythmusstörungen. Bei Hautkontakt verursacht das Euphorbin lokale Reizungen. Neben dem Weihnachtsstern sind auch Christrose und Mistelzweig giftig. Und auch am Weihnachtsbaum sollte der Hund nicht knabbern, denn die Tannennadeln enthalten ätherische Öle welche zu Vergiftungssymptomen führen können.
Weitere Gefahren
Lametta, Geschenkband
Nicht nur Welpen spielen gerne mit Lametta und flatternden Bändern. Dabei werden häufig Teile verschluckt. Diese können zu einer Auffädelung des Darmes oder zum Verschluß des Darmes führen. Auch in diesem Fall sollten Sie daher unverzüglich einen Tierarzt aufsuchen.
Beim Spiel mit langen Bändern ist zudem darauf zu achten, dass das Tier sich nicht verheddert und keine Körperteile abgeschnürt werden. Häufig wickeln Hunde sich Bänder beim Spiel um die Pfoten oder beim Wälzen um den ganzen Körper. Kommt es dann zu Zug auf dem Band, können schmerzhafte Einschnürungen entstehen. Dieselbe Vorsicht ist bei Stromkabeln, z.B. von elektrischen Kerzen geboten.
Verbrennungen
Zur Advents- und Weihnachtszeit brennen besonders häufig die Kerzen. Achten Sie darauf, Hund und Feuer nie unbeaufsichtigt zu lassen. Vorsicht auch bei heißem Wachs – dieser kann zu lokalen Verbrennungen führen.
Kerzen sollten zudem sicher verwahrt werden. Nicht selten knabbern Hunde Kerzen an oder verspeisen sie sogar ganz. Dies kann zu schweren Vergiftungssymptomen führen. Auch in diesen Fällen sollten Sie unverzüglich einen Tierarzt aufsuchen.
Weihnachtsbaum
Ein in der Wohnung stehender Baum kann eine weitere Unfallquelle darstellen. Befestigen Sie den Baum so sicher wie möglich und wählen Sie einen Standort, an dem der Hund nicht wild spielt und tobt. Vermeiden Sie es grundsätzlich, mit Ihrem Hund nahe des Baumes zu toben und bringen Sie dem Hund von Anfang an bei, dass der Baum kein Spielzeug darstellt. Achten Sie auch darauf, dass der Hund keine Tannennadeln aufnimmt. Die hierin enthaltenen ätherischen Öle reizen die Schleimhaut von Magen und Darm. Befestigen Sie Kerzen am Besten nur außerhalb der Reichweite des Hundes. Wenn Sie elektrische Kerzen verwenden, achten Sie darauf, dass der Hund weder in Kabel und Kerzen beißen kann, noch sich im Kabel verheddert. Greifen Sie bei der Dekoration möglichst auf unzerbrechliche Materialien zurück. Artikel aus Glas sind zerbrechlich und stellen eine weitere Unfallgefahr dar: Glasscherben können zu äußeren Schnittverletzungen führen und im Falle der oralen Aufnahme auch innere Verletzungen und Blutungen verursachen. Glitzernde Materialien verleiten besonders zum Hinlangen und Spielen.
Notfallplan
Im Notfall kontaktieren Sie unverzüglich einen Tierarzt. Bleiben Sie selber ruhig und machen Sie sich mit dem Hund unverzüglich auf den Weg. Nehmen Sie nach Möglichkeit einen Helfer mit, der während der Fahrt den Hund überwacht oder das Fahren übernimmt. Informieren Sie sich bereits vor den Feiertagen bei Ihrem Tierarzt, welcher Tierarzt über die Feiertage Notdienst führt.
Im Falle einer Vergiftung kann es hilfreich sein, die Giftquelle mitzunehmen. Versuchen Sie nicht selber, bei Ihrem Hund Erbrechen auszulösen! Bei Schnittverletzungen stillen Sie die Blutung durch Abdrücken oder Anlegen eines Druckverbandes nach einem groben Reinigen der Wunde. Entfernen Sie dabei keine festsitzenden Fremdkörper sondern fixieren Sie Fremdkörper so, dass keine weiteren Gewebeschäden entstehen können, bis Sie beim Tierarzt angelangt sind.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stellt eine Übersicht über Giftnotrufzentralen in Deutschland (externer Link) zur Verfügung.
Wir wünschen Ihnen unfallfreie und fröhliche Weihnachtstage!
Links
Eine Liste giftiger und unverträglicher Lebensmittel sowie Pflanzen finden Sie z.B. hier: MSD-Giftkarte für den Hund (externer Link)
Übersicht über Giftnotrufzentralen in Deutschland des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (externer Link)