Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist ein spezielles Fachgebiet der Tiermedizin. Sie beruht insbesondere auf den wissenschaftlichen Grundlagen der Ethologie, der Lerntheorie und der klinischen Medizin. Die tierärztliche Verhaltenstherapie diagnostiziert und therapiert gestörtes oder störendes Verhalten des Tieres, sowie problembelastete Mensch-Tier-Beziehungen. In der Verhaltenstherapie wird zunächst die Ursache für das unerwünschte Verhalten ausfindig gemacht. Nach einer ausführlichen tierärztlichen Anamnese und einer Befunderhebung im natürlichen Umfeld des Tieres stellt der auf Verhalten spezialisierte Tierarzt die Diagnose und ein individuell angepasster Therapieplan wird erstellt und unter Anleitung umgesetzt.

 

Therapiemaßnahmen:

Die Therapiemaßnahmen setzen sich im Wesentlichen zusammen aus Managementmaßnahmen, Verhaltensmodifikation und gegebenenfalls medikamentöser Unterstützung. Managementmaßnahmen spielen insbesondere zu Beginn der Therapie eine wichtige Rolle, solange die Motivation zum unerwünschten Verhalten noch besteht. Durch eine Veränderung der Umweltbedingungen wird die problematische Situation zunächst vermieden, so dass sich das problematische Verhalten nicht weiter festigt. So sollte zum Beispiel ein Tier mit Trennungsangst bis zum Erreichen des Therapieziels nicht alleine bleiben müssen und ein Hund, der aggressives Verhalten gegenüber seinen Haltern zeigt, eventuell vorübergehend Hausleine und Maulkorb tragen und problematischen Situationen nicht ausgesetzt werden. Auch Veränderungen der Haltungsbedingungen und gezielte Trainingsübungen können die Therapie unterstützen.

Mithilfe der Verhaltensmodifikation wird die Motivation des Tieres verändert und damit die Ursache für das unerwünschte Verhalten behoben. So wird zum Beispiel bei Furcht vor lauten Geräuschen mithilfe systematischer Desensibilisierung und Gegenkonditionierung in kleinen Schritten die Furcht des Tieres vor lauten Geräuschen abgebaut und durch eine angenehme Emotion ersetzt. In anderen Situationen kann es nützlich sein, ein erwünschtes Alternativverhalten zu trainieren. Extinktion und Habituation, sowie Generalisierung bestehender Sozialisationserfahrungen sind weitere häufig angewandte verhaltenstherapeutische Maßnahmen. Ebenso sind systematisches Training relevanter Signale, sowie die geistige und körperliche Auslastung des Tieres in vielen Fällen ein wichtiger Bestandteil der Verhaltenstherapie. Auch das Verhalten des Halters gegenüber seinem Tier wird in der Verhaltenstherapie berücksichtigt und entsprechend angepasst. Z.B. trägt unbeabsichtigte Verstärkung durch den Halter häufig zur Manifestation von Angst- und Aggressionsproblemen des Tieres bei. In einigen Fällen ist der gezielte Einsatz von Arzneimitteln für eine verhaltenstherapeutische Therapie erforderlich. Auch die Verwendung bestimmter Futterzusätze, eine Umstellung der Fütterung sowie der Einsatz von Pheromonen können den Therapieverlauf entscheidend unterstützen.

 

Therapieablauf:

Der Erstkontakt besteht meist aus einer Beratung am Telefon oder per E-Mail. Nach dem Entschluss zur Verhaltenstherapie erhalten Sie einen Fragebogen, den Sie vor dem verhaltenstherapeutischen Ersttermin ausgefüllt zurücksenden. Auch bisherige Untersuchungsergebnisse oder Videos des Problemverhaltens senden Sie uns vor dem Ersttermin zu. So kann das Erstgespräch auf Grundlage umfassender Informationen über die Lebensumstände Ihres Tieres erfolgen.

Das verhaltenstherapeutische Erstgespräch dauert in der Regel circa  90 Minuten und findet im Umfeld des unerwünschten Verhaltens statt. Es erfolgt eine weitere Befunderhebung, welche eine klinische Allgemeinuntersuchung und weiterführende Tests, die Auswertung spezieller Problemsituationen, eine Erfassung des Ausdrucksverhaltens und eine Beurteilung der Tier-Halter-Interaktionen beinhalten kann. Besteht der Verdacht auf eine klinische Ursache, müssen eventuell auch weitere klinische Untersuchungen veranlasst werden (z.B. neurologische Untersuchung, Blutuntersuchung, bildgebende Diagnostik). Auf Grundlage der erhobenen Befunde wird anschließend die Diagnose besprochen und ein Therapieplan erstellt.

In Folgeterminen wird der Therapiefortschritt überprüft und der Therapieplan wird schrittweise weiter entwickelt. Folgetermine richten sich nach Ihren persönlichen Bedürfnissen. Auftretende Fragen und Probleme werden zeitnah telefonisch besprochen. Therapiedauer und Therapieerfolg sind maßgeblich abhängig von der Art des Problems, der Dauer seines Bestehens, dem Schweregrad, den ursächlichen, sowie den aufrechterhaltenden Faktoren, den Therapiemöglichkeiten und – ganz entscheidend! – von der konsequenten Umsetzung der Therapieempfehlungen.

 

Therapieort:

Die Therapie wird in der Regel dort durchgeführt, wo das Problemverhalten auftritt. Die Treffpunkte werden daher individuell vereinbart.

 

Kosten:

Die Verhaltenstherapie ist eine tierärztliche Leistung und wird entsprechend der Gebührenordnung für Tierärzte berechnet. Verschiedene Tierkrankenversicherungen übernehmen die Kosten.

 

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kleintierverhalten.eu