Wellensittiche zeigen von Natur aus ausgeprägtes Spiel- und Erkundungsverhalten. Um ihnen das Ausleben dieser Verhaltensweisen auch in Käfig-/Volierenhaltung zu ermöglichen, benötigen die Vögel vielfältige Beschäftigungs- und Erkundungsmöglichkeiten.
Beschäftigung ist wichtig
Sitzen die Vögel den ganzen Tag nur auf dem Ast und warten darauf, dass Jemand das Futter nachfüllt, leidet ihr Wohlbefinden. Oft entwickeln Vögel bei mangelndem Beschäftigungsangebot Fettleibigkeit und depressionsähnliche Zustände. Häufig eignen sie sich auch unerwünschte Verhaltensweisen an – nicht selten zum Leidwesen der Halter.
Sittiche sind Vielflieger. Täglicher mehrstündiger Freiflug ist daher neben der gemeinsamen Haltung mit Artgenossen ein absolutes Muss für den Wellensittich.
Vogelspielzeuge
Als Material für Vogelspielzeug sind Holz und Kork gut geeignet. Sehr beliebt bei den meisten Wellensittichen sind Leitern, Hängebrücken und Schaukeln. Diese können Sie Ihrem Vogel auch selber basteln. Für eine Schaukel bietet sich z.B. eine halbe Kokosnuss an oder ein Ast, den Sie an zwei Seilen aufhängen. Auch breite Korkstücke lassen sich gut als Schaukel aufhängen und sind zudem beliebte Nagemöglichkeiten.
Äste für die Vögel können Sie selber im Garten oder im Wald sammeln. Geeignet sind z.B. ungespritzte Äste von Obstbäumen, Weide, Ahorn, Buche, Esche, Kastanie, Haselnuss, Walnuss, Lärche, Birke, Linde. Vergessen Sie nicht, die Äste vor der Benutzung unter kochendem Wasser abzubrühen.
Oft sitzen Vögel auch gerne in Ringen. Geeignete Ringe gibt es im Zoofachhandel z.B. aus Holz oder Seilen zu kaufen. Ein aufgehangener unbehandelter Weidenkranz eignet sich ebenso gut und lädt auch noch zum Nagen ein.
Zum Klettern und Balancieren sind auch Seile gut geeignet. Sie schulen ganz besonders die Koordination der Tiere. Hier ist darauf zu achten, dass die Seile nicht ausgefranst sind, da das Auszupfen der einzelnen Fäden bei den Vögeln zu Schlundverstopfung führen kann. Lose Enden können zudem zu Verletzungen führen, da die Vögel hier mit Krallen oder Flügeln hängen bleiben können.
Ebenso beliebt sind Bälle. Im Handel sind geeignete Gitterbälle z.B. aus Weidenholz oder Plastik erhältlich. Viele Vögel lieben es, die Bälle herunterzuschmeißen und ihnen hinterher zu gucken.
Auch mit dem Futter können Sie Ihre Vögel mehrere Stunden täglich beschäftigen. Anstatt alles in den Futternapf zu geben, können Sie den Vögeln z.B. eine Futterbox anbieten. Nehmen Sie hierzu eine geräumige Box und bedecken Sie den Boden großzügig mit Einstreu (z.B.Holz-, Mais- oder Waldeinstreu). Dazwischen verstreuen Sie einen Teil der täglichen Futterportion. Die Box muss natürlich täglich gereinigt werden. Alternativ können Sie auch einen Futterball nutzen, aus dem die Vögel das Futter durch Bewegen herausholen müssen. Hierzu eignen sich z.B. kleinmaschige Weidenkugeln oder spezielle Vogelfutterbälle. Obst, Gemüse und Grünzeug können auch zwischen die Gitterstäbe geklemmt werden.
Haltung
Aus Ästen, Seilen und Bällen lassen sich für Vögel richtige kleine „Spielplätze“, „Mobiles“ oder „Kletterbäume“ basteln. Diese können Sie im Zoofachhandel erwerben oder selber bauen. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf!
Sind die Vögel zahm genug, sind auch Interaktionen mit dem Halter (Ansprache, Zuwendung, auf der Handsitzen, etc.) eine begehrte Abwechslung. Sie können die Vögel auch trainieren, sich besondere Futterstückchen von Ihnen zu erarbeiten. So lassen sich schnell kleine Gehorsamsübungen oder Kunststücke einüben.
Keine Spiegel und Plastikvögel
Nicht geeignet für Vögel sind Spiegel und Plastikvögel! Beides suggeriert die Anwesenheit eines Artgenossen, was beim Vogel zu Fütterungs- und Balzversuchen führen kann und – aufgrund der ausbleibenden Reaktion des vermeintlichen Artgenossen – nicht selten in schweren Verhaltensstörungen endet. Ebenso können sich die Vögel auf diese Weise körperliche Schäden zufügen. So kann das ständige Hochwürgen von Futterbrei zur Fütterung des nicht existenten Partners z.B. zu Kropfentzündungen führen, die tierärztlich versorgt werden müssen. Spiegel sollten übrigens nicht nur im Käfig, sondern auch im Bereich des Freiflugs abgenommen oder zugehangen werden, da die Lichtreflexion die Vögel irritiert.
© Dunia Thiesen-Moussa