Unsauberkeit bei Katzen – Teil 1

Unsauberkeit ist ein häufiger Grund für die Vorstellung von Katzen in der verhaltenstherapeutischen Praxis. Setzt eine Katze außerhalb der Katzentoilette Harn ab, kann dies vielfältige Ursachen haben. Im ersten Teil der zweiteiligen Serie zur Unsauberkeit bei der Katze beschäftige ich mich mit eben diesen Ursachen.

Eliminations- oder Markierverhalten?

Die Ursachen für Unsauberkeit reichen von Markierverhalten über körperliche Beeinträchtigung und psychische Störungen bis hin zum falschen Toilettenmanagement. Bei unerwünschtem Harn- und Kotabsatz der Katze muss also zunächst festgestellt werden, ob es sich tatsächlich um reines Eliminationsverhalten handelt oder um Markierverhalten.

Markierverhalten

Setzt die Katze in stehender Position, häufig mit Buckel und steil aufgerichtetem Schwanz, geringe Mengen Harnspritzer ab, handelt es sich um Markierverhalten. Die Harnmarkierungen werden in der Regel an vertikalen Flächen, sowie an Flächen mit sozialer Bedeutung gesetzt. Oft werden die markierten Stellen vorher und hinterher beschnuppert. Harnmarkieren stellt unter Katzen eine normale Form der Kommunikation dar. Auch Kotabsatz kann dem Markieren dienen, dies tritt jedoch wesentlich seltener auf. Harnmarkieren wird allgemein häufig in Situationen hoher Erregung gezeigt, z.B. beim Anblick anderer Katzen oder anderer Tiere durch das Fenster, oder beim Anblick von Jagdobjekten. Ebenfalls häufige Auslöser für Harnmarkieren sind bereits vorhandene Harnmarkierungen im Haushalt, entfernte Gesichtsmarkierungen, z.B. nach gründlicher Reinigung oder nach Umzug, oder ein fremder Geruch, z.B. durch neue Möbel. Im Mehr-Katzen-Haushalt führen häufig soziale Spannungen zwischen den Katzen zu Harnmarkieren. Typische Stellen für Harnmarkierungen sind Fenster, Türen, Vorhänge, Verbindungswege zwischen zwei Katzen, Elektrogeräte, sowie neue Gegenstände. Jedes Tier kann Harnmarkieren zeigen. Besonders häufig tritt es jedoch unter unkastrierten Katern auf.

Eliminationsverhalten

Im Gegensatz zum Markierverhalten löst sich die Katze beim markierungsunabhängigen Eliminationsverhalten hockend über horizontalen Flächen und scharrt anschließend, wie sie es auch auf der Katzentoilette tut. Dabei werden meist größere Mengen an Harn abgesetzt. In diesen Fällen nutzt die Katze die Katzentoilette seltener als zuvor.

Ursachen für Unsauberkeit

Unsauberkeit bei der Katze kann verschiedene Ursachen haben.

Medizinische Ursachen

Häufig sind medizinische Gründe ursächlich, z.B. Blasenentzündung, Niereninsuffizienz, Erkrankung der unteren Harnwege oder Schmerzen. Daher sollte die Katze frühzeitig einem Tierarzt vorgestellt werden. In diesen Fällen ist die Unsauberkeit oft vorübergehend und endet, sobald die Katze wieder gesund ist. Allerdings kann es auch passieren, dass die Katze in der Zwischenzeit gelernt hat, außerhalb der Katzentoilette Harn abzusetzen und dies auch nach der Genesung weiterhin tut.

Erlernte Präferenz bestimmter Untergründe

Eine weitere häufige Ursache für Unsauberkeit ist die frühzeitige Entwicklung von Präferenzen für unerwünschte Untergründe: hat die Katze sich im Welpenalter z.B. immer auf Fliesenboden gelöst, hat sie auch im späteren Leben eine Vorliebe für glatte, geflieste Untergründe und setzt dementsprechend hauptsächlich dort Harn und Kot ab.

Lernerfahrung

Ebenso kann eine unangenehme Erfahrung mit der Katzentoilette dazu führen, dass die Katze sich nicht mehr dort lösen möchte, z.B. Aggression anderer Katzen oder Schmerzen beim Harn-/Kotabsatz.

Psychische Störung

Harnmarkierungen können auch das Symptom einer psychischen Störung sein, z.B. einer Angststörung. Erleichtert sich die Katze nur in Abwesenheit des Halters außerhalb der Katzentoilette und tut sie dies an Gegenständen, die den Geruch des Halters tragen, ist dies oft ein Symptom von Trennungsangst.

Fehlen geeigneter Katzentoiletten

In den allermeisten Fällen jedoch ist die Ursache für Unsauberkeit schlicht und einfach, dass die Katzentoilette nicht den Vorlieben der Katze entspricht und sie sich daher lieber an anderen Orten erleichtert.

Was Sie zur richtigen Toilettenausstattung beachten sollten, lesen Sie im zweiten Teil dieses Artikels.

© Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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