BARFen – Besonderheiten bei der Rohfütterung der Katze

Beim BARFen wird der Fütterungsplan wildlebender Katzen nachgeahmt. Es müssen also u.a. die Besonderheiten des felinen Jagdverhaltens und Stoffwechsels beachtet werden, um den Fütterungsansprüchen der Katze gerecht zu werden. Im Folgenden ein Überblick über Besonderheiten in der Katzenernährung.

Allgemeines

Nachdem bereits der Rationsaufbau und die Risiken des BARFen für den Hund thematisiert wurde, befasst sich dieser Artikel mit Ernährungsbesonderheiten, die bei der Erstellung eines Fütterungsplans für Katzen zusätzlich zu berücksichtigen sind. Auch die Erstellung eines ausgewogenen Futterplans für der Katze erfordert hinreichende Kenntnisse der arttypischen Ernährungsansprüche.

Besonderheiten in der Katzenernährung

Die Katze ist kein kleiner Hund – dies gilt auch für ihre Ernährungsansprüche. Zusätzlich zu den Erläuterungen zum Rationsaufbau des Hundes sind für die Katze folgende ernährungsspezifische Besonderheiten zu beachten:

Höherer Proteinbedarf

Hund und Katze zählen beide zu den Fleischfressern, doch das Nahrungsspektrum der Katze ist deutlich enger als das des Hundes. Der Stoffwechsel der Katze weist einen doppelt so hohen Erhaltungsbedarf an Proteinen auf als der des Hundes.

Niedrige Kohlenhydrattoleranz

Der Bedarf an Kohlenhydraten liegt bei der Katze niedriger als beim Hund. Ihre Toleranzgrenze für Kohlenhydrate liegt bei 5 Gramm Stärke pro Kilogramm Körpermasse. Laktose sollte maximal mit 2 Gramm pro Kilogramm Körpermasse täglich gefüttert werden; dies entspricht etwa 50 Milliliter pro Kilogramm Körpermasse.

Essentielle Aminosäuren: Taurin und Arginin

Taurin ist eine Aminosulfonsäure, welche die Katze, anders als z.B. der Hund, kaum selber synthetisieren kann. Die Aufnahme von Taurin über das Futter ist daher essentiell. Taurin ist in erster Linie in Fleisch enthalten. Ein lange anhaltender Mangel an Taurin kann zu einer Rückbildung der Retina, zu dilatativer Kardiomyopathie, sowie zu Fruchtbarkeitsstörungen führen.

Arginin ist eine essentielle Aminosäure, welche für die Umwandlung von Ammoniak in Harnstoff benötigt wird. Aufgrund ausreichender Arginingehalte in tierischen Geweben kommt ein Argininmangel kaum vor. Tritt er jedoch ein, kann er innerhalb kurzer Zeit zu schwerwiegenden Symptomen einer Ammoniakvergiftung führen.

Vitamin A, Vitamin D, Niacin

Die Katze kann Vitamin A nicht aus Carotin synthetisieren und muss es daher über die Nahrung aufnehmen. Vitamin A ist z.B. in der Leber in ausreichenden Mengen vorhanden. Doch Achtung: als fettlösliches Vitamin wird Vitamin A bei überhöhter Aufnahme nicht einfach ausgeschieden. Eine Überversorgung mit Vitamin A führt zu knöchernen Zubildungen, so genannten Ankylosen.

Vitamin D muss die Katze ebenfalls über die Nahrung zu sich nehmen. Ein Vitamin D-Mangel führt auch bei der Katze zu Rachitis. Als Vitamin D-Quelle kommen z.B. Fische, Eier, Rindfleisch, Leber und Milchprodukte in Frage. Der hohe Vitamin D-Gehalt in Meeresfischen und Fischöl kann wiederum zu einer Überversorgung mit Vitamin D führen.

Auch Niacin (Vitamin B3) muss die Katze in ausreichenden Mengen über das Futter aufnehmen. Ein Mangel führt u.a. zu Durchfall und Wachstumsstörungen.

Arachidonsäure

Im Vergleich zum Hund verfügt die Katze über einen erhöhten Bedarf der Fettsäuren Arachidonsäure und Linolsäure. Da Arachidonsäure in tierischer Nahrung in ausreichenden Mengen vorhanden ist, kommt es hier in der Regel kaum zu Mangelerscheinungen.

Viele kleine Portionen

Im Gegensatz zum Hund ist die Katze auf das Erjagen kleiner Beutetiere spezialisiert. Entsprechend ist ihr Stoffwechsel darauf eingestellt, häufig kleine Futterportionen aufzunehmen anstelle weniger großer Portionen. Täglich können es acht bis zwanzig Futterportionen sein.

Starke Futterpräferenzen

Katzen können sehr starke Futterpräferenzen entwickeln. Besonders in den ersten Lebensmonaten führt eine einseitige Ernährung in der Regel dazu, dass die Tiere sich auf diesen bestimmten Futtermitteltyp fixieren und keine anderen Futtermittel akzeptieren. Eine Futterumstellung kann bei der Katze daher sehr viel aufwendiger werden als beim Hund. Hilfreich ist eine Futterumstellung in vielen kleinen Schritten.

Wasser

Katzen passen ihre Wasseraufnahme nur ungenügend an den Trockensubstanzgehalt der Nahrung an. Um eine Dehydratation zu vermeiden sollte im Futter daher bereits ausreichend Wasser enthalten sein. Selbstverständlich sollte Katzen zusätzlich jederzeit Wasser zur freien Verfügung stehen.

Nicht geeignet für die Rohfütterung

Auch für Katzen gilt, ebenso wie für Hunde:

  • Kein rohes Schweinefleisch aufgrund der Gefahr einer Infektion mit dem tödlichen Aujeszky-Virus
  • Kein roher Fisch aufgrund antrinutritiver Substanzen
  • Keine rohen Eier aufgrund antrinutritiver Substanzen
  • Keine rohen Nudeln, Kartoffeln und Reis aufgrund mangelnder Verdaulichkeit
  • Fleisch sollte immer schockgefroren sein
  • Übermäßige Knochenfütterung führt zu Knochenkot und einer Überversorgung mit Calcium. Fehlende Supplementierung hingegen führt zu einer Unterversorgung mit Calcium

Individueller Bedarf

Der tatsächliche Bedarf ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig und kann individuell stark schwanken. Um eine bedarfsdeckende Energie- und Nährstoffversorgung zu gewährleisten und das Risiko von Infektionen und Verdauungsstörungen zu minimieren, sollten sich Katzenhalter zunächst vom Tierarzt zur Rohfütterung ihrer Katze beraten lassen. Neben der tierärztlichen Beratung sollten regelmäßige Kontrollen von Gewicht und Gesundheitsstatus, inklusive Blutcheck, selbstverständlich sein.

Auch für die Katze gilt – Rohfütterung ist per se weder gesünder noch ungesünder als andere Fütterungsarten. Sie birgt jedoch bei Unkenntnis eine größere Gefahr ernährungsbedingter Krankheiten in sich.

© Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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