Haltung von Wellensittichen

In freier Natur leben Wellensittiche in großen Schwärmen und sind den größten Teil des Tages in Bewegung. Als Haustier hingegen leben viele von ihnen in Einzelhaltung und verbringen den größten Teil des Tages in oft zu kleinen Käfigen. Was können Sie tun, damit sich auch Ihr Wellensittich möglichst wohl fühlt?

Als Schwarmvögel mit ausgeprägtem Sozialverhalten benötigen Wellensittiche mindestens einen Artgenossen. Auch kein anderer Vogel, kein anderes Tier und kein Mensch kann den nötigen Sozialpartner ersetzen. Die gemeinsame Haltung mit Artgenossen ist Grundvoraussetzung für eine möglichst art- und verhaltensgerechte Haltung der Vögel.

Der Käfig

Größe des Käfigs

Die Größe des Käfigs sollte für 1 Päärchen mindestens 1,20mBx1,00mHx0,60mT betragen. Da runde Käfige die Orientierung der Vögel stören, muss der Käfig eckig sein. Das Gitter sollte dunkel und nicht kunststoffbeschichtet sein, die Zwischenräume zwischen den Gitterstäben maximal 13mm betragen, um die Verletzungsgefahr zu verringern.

Standort des Käfigs

Als Standort für den Käfig wählen Sie einen ruhigen, hellen Platz an der Wand etwa auf Augenhöhe. Fensteraussicht bietet den Vögeln etwas Unterhaltung, sie sollten aber vor Zugluft und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein. Nachts muss das Fenster völlig verdunkelt werden können, damit sich die Vögel nicht durch vorbeifahrende Lichter erschrecken. Auch den Käfig dunkelt man für die ca. 10stündige Nachtruhe ab. Tabu sind Plätze direkt an der Heizung oder am Fernseher, sowie in der Küche (Dämpfe von teflonbeschichteten Pfannen oder Raclettegeräten können zu Vergiftungen führen). Auch Zigarettenrauch gilt es zu meiden. Werden die Vögel ausschließlich in der Wohnung gehalten, sollten Tageslichtlampen eingesetzt werden.

Voliere

Wenn Sie etwas Platz haben, bietet sich eine geräumigere Zimmervoliere, bei großem Platzangebot eventuell sogar ein eigenes Vogelzimmer an. Mit etwas handwerklichem Geschick können Sie eine Vogelvoliere auch selber bauen. Achtung jedoch vor dem Bau einer Außenvoliere! Hier ist je nach Größe eine amtliche Baugenehmigung nötig!

Freiflug

Zum täglichen Freiflug achten Sie darauf, Fenster und Türen geschlossen zu halten, bzw. verhängen Sie geöffnete Fenster mit einem geeigneten Vogelgitter (siehe rechtes Bild). Verhängen Sie alle Spiegel (die Lichtreflektion irritiert die Vögel), achten Sie auf Spalten, z.B. hinter Schränken, und sichern Sie sonstige Gefahrenquellen, z.B. enge offene Gefäße oder gefüllte Gläser. Achtung auch vor giftigen Pflanzen, vor Haushaltschemikalien, Zigarettenstummeln, sowie Schwermetallquellen (z.B. Blei in Gardinenschnüren und Fensterbildern)!

Die Ausstattung

Sitzgelegenheit

Als Sitzgelegenheit für Vögel ungeeignet sind Plastikstangen und ebene Holzstangen. Diese sind unflexibel und meist zu hart. Häufig verursachen sie Geschwüre der Ballen, die tierärztlich versorgt werden müssen und sehr schmerzhaft sein können. Auch Sandpapierüberzug ist ungeeignet. Verwenden Sie stattdessen Naturzweige, die Sie einfach im Garten oder im Wald sammeln können (Brühen Sie die Äste vorher unter kochendem Wasser ab!). Geeignet sind z.B. Äste von Obstbäumen, Weide, Ahorn, Buche, Esche, Kastanie, Haselnuss, Walnuss, Lärche, Birke, Linde. Idealerweise können die Vögel mit ihren Krallen ca. 2/3 des Astes umfassen. Um die Belastung der Füße zu variieren, sollten die Äste jedoch unterschiedliche Durchmesser besitzen. Befestigen Sie die Äste teils fest, teils etwas wippend, sowie teils waagerecht und teils etwas schräg im Käfig. So bieten die Äste den Vögeln neben einer Sitzmöglichkeit auch eine Beschäftigungsmöglichkeit zum Klettern und Nagen. Falls es zu mühselig ist, die Äste im Gitter einzuklemmen, können Sie spezielle Asthalter im Zoofachhandel erwerben. Erneuern Sie die Äste wöchentlich.

Futer- und Wassernapf

Futter- und Wassernäpfe sollten aus Porzellan, Kunststoff oder Edelstahl bestehen und leicht zu reinigen sein. Positionieren Sie die Näpfe nicht unter den Sitzstangen oder auf dem Käfigboden, um eine Verschmutzung durch Kot zu verhindern. Der Käfigboden sollte sand- und staubfrei sein. Zum Auslegen eignen sich Zeitungs- oder Haushaltspapier. Futter- und Wassergefäße, sowie der Käfigboden, müssen täglich gereinigt werden.

Bademöglichkeit

Ebenfalls nicht fehlen darf eine Bademöglichkeit. Hierzu eignet sich eine flache Schale, deren Boden ca. 1cm hoch mit Wasser bedeckt wird. Ein darin schwimmendes Salatblatt lockt oft auch Bademuffel ins Wasser. Das Wasser muss stets Trinkwasserqualität besitzen und täglich gesäubert werden. Viele Vögel mögen es auch, mit einer Blumenspritze abgeduscht zu werden. Testen Sie jedoch zunächst vorsichtig aus, wie ihr Vogel darauf reagiert und spritzen Sie ihn nur von oben nass.

© Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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