Bei falschem Aufbau der Futterration beim Hund können Mangelerscheinungen entstehen und gerade beim BARFen können Krankheiten übertragen werden, die auch für Menschen gefährlich sind. Im folgenden finden Sie eine Übersicht über vermeidbare Fütterungsfehler beim BARFen.
Genaue Informationen zum Rationsaufbau beim BARFen des Hundes finden Sie in diesem Artikel: BARFen – Rationsaufbau bei Rohfütterung des Hundes.
Fütterungsfehler beim BARFen
Fehlerhafte Mineralstoffversorgung
Fehler in der Futterzusammensetzung können zu folgenreicher Über- oder Unterversorgung mit einzelnen Mineralstoffen führen.
Überversorgung mit Calcium
Am häufigsten treten Fehler in der Versorgung mit Calcium auf. Zu einer Überversorgung mit Calcium kommt es oftmals durch übermäßige Knochenfütterung oder überhöhte Supplementierung über das Mineralfutter. Gerade bei im Wachstum befindlichen Hunden meinen die Halter es oft gut und füttern große Mengen Calcium zu. Die anhaltende Überversorgung mit Calcium führt jedoch zu schwerwiegenden Störungen der Skelettentwicklung. Eine überhöhte Aufnahme von Knochen belastet zudem die Verdauung.
Unterversorgung mit Calcium
Wird hingegen kein Calcium zugefüttert, kann eine Unterversorgung mit Calcium entstehen. Häufig ist diese anzutreffen bei einseitiger Fleischfütterung und geht einher mit einem Mangel weiterer Mineralstoffe und Vitamine. Bei anhaltendem Calciummangel wird Calcium aus den Knochen mobilisiert und es resultiert eine Entkalkung der Knochen.
Unterversorgung mit Iod
Eine Unterversorgung mit Iod kann die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen.
Fütterungsbedingte Krankheiten
Ernährungsbedingte Hyperthyreose
In der Diskussion steht zurzeit eine ernährungsbedingte Schilddrüsenüberfunktion durch die Verfütterung von Schlundanteilen. Diese enthalten die Schilddrüsen der Schlachttiere, welche Iod und Schilddrüsenhormone beinhalten. Bei erhöhten Thyroxin-Werten sollte daher auf Schlundfütterung verzichtet werden.
Verdauungsstörungen – Dysbiose des Darms
Eine überhöhte Fleischzufuhr kann die mikrobielle Besiedlung des Darmes stören und sich negativ auf die Verdauung auswirken. Bei einer überhöhten Zufuhr von Fleisch können die hierin enthaltenen Proteine im Dünndarm nicht mehr vollständig bakteriell zersetzt werden. Viele Proteine wandern daher unverdaut weiter in den Dickdarm und fördern dort die Vermehrung proteinverwertender Bakterien. Dies führt zu einer Verschiebung der mikrobiellen Darmbesiedlung. Diese Dysbiose äußert sich in Flatulenz und übelriechendem schmierigem Kot. Gleiches gilt für die Verfütterung größerer Mengen schwer verdaulicher Proteine, z.B. in Form bindegewebsreicher Schlachtnebenprodukte.
Verdauungsstörungen – Obstipation
Die Verfütterung großer Mengen von Knochen kann zu sehr festem Kot, so genanntem Knochenkot, mit Kotabsatzproblemen und schweren Verstopfungen führen.
Infektionen
Viele Infektionserreger werden durch Erhitzen oder Gefrieren abgetötet. Da Erhitzen bei der Rohfütterung entfällt, birgt die Verfütterung roher Futtermittel grundsätzlich ein erhöhtes Infektionsrisiko. Neben Bakterien und Viren können auch Parasitenstadien in rohem Fleisch übertragen werden.
Durch ein Schockgefrieren bei -18 bis -20°C werden viele Erreger inaktiviert, darum sollte rohes Fleisch immer schockgefroren gekauft werden. Zudem sollte es zuhause bis zur Verfütterung weiterhin gekühlt werden. Die Einlagerung von Fleisch in der eigenen Tiefkühltruhe ist für die Erregerinaktivierung nicht ausreichend, das Fleisch sollte bereits schockgefroren als Tiefkühlkost gekauft werden.
Einige Infektionserreger überleben jedoch auch in schockgefrorenem Fleisch. Hierzu zählen auch Zoonoseerreger, also Erreger, welche auch den Menschen infizieren können, z.B. Salmonellen, Escherichia coli-Bakterien und Parasiten wie Toxoplasma gondii. Auf die Gefahr der Infektion mit dem tödlichen Aujesky-Virus über rohes Schweinefleisch wurde bereits im ersten Teil des Artikels hingewiesen.
Update Oktober 2019: Diese Studie warnt vor der Gefahr der Übertragung multiresistenter Keime durch Rohfleisch. (externer Link)
Zahnfrakturen und Verletzungen des Magen-Darm-Traktes
Nicht zuletzt können Knochensplitter zu Verletzungen in der Maulhöhle und im Verdauungstrakt führen. Besonders leicht splittern Knochen von älterem Geflügel und Wild, weshalb diese nicht verfüttert werden sollten.
Aus gesundheitlicher Sicht erfordert eine Rohfütterung genaue Kenntnisse und Einhaltung von Hygiene, Infektionsschutz und Rationsaufbau, um Mangelerscheinungen oder Krankheiten zu vermeiden. Wer diese und weitere Fehler vermeiden möchte, lässt sich zunächst zur Rohfütterung seines Hundes von einem Tierarzt beraten.
© Dunia Thiesen-Moussa