Ein Welpe zieht ein

Der Umzug in ein neues Zuhause stellt für den Hund eine große Veränderung und damit auch Herausforderung dar. Da Hunde im Welpenalter besonders anpassungsfähig sind, gewöhnen sie sich generell einfacher an ein neues Umfeld als adulte Tiere. Aber auch dem Welpen können Sie die Umgewöhnung erleichtern.

Der Einfluss der ersten Lebenswochen auf den Hund

Sozialisation und Habituation von Hunden

Die Welpen befinden sich von der dritten bis zur 14. Lebenswoche in einer Phase maximaler Lern- und Anpassungsfähigkeit. Im Zuge der Gehirndifferenzierung speichert das Gehirn alles, was es in diesem Zeitraum kennenlernt, als normal ab. Die Erfahrungen in diesem wichtigen Lebensabschnitt haben folglich großen Einfluss darauf, ob der Hund später menschen- und kinderfreundlich, hunde- und katzenverträglich, sowie selbstsicher und entspannt in fremden Situationen ist.

Eingewöhnung an das neue Zuhause

Erste Maßnahmen vor der Übernahme vom Züchter

Die Eingewöhnung an das neue Zuhause beginnt bereits in den Wochen vor der Übernahme des Welpen beim Züchter. In der Regel wird der Welpe nach der achten Lebenswoche vom neuen Halter übernommen. Mit dem Umzug in das neue Zuhause lässt der Welpe seine gesamte bisherige Umgebung, und damit auch die bisher vertrauten Geräusche, Gerüche und sonstigen Umweltreize, zurück. Erleichtern Sie dem Hund die Umstellung, indem Sie ihn in den Wochen vor der Übernahme mehrfach besuchen. Nehmen Sie auch alle Familienmitglieder mindestens einmal zum Besuch des Welpen mit. Leben weitere Hunde im Haushalt, nehmen Sie diese nach Absprache mit dem Züchter ebenfalls mit. Lassen Sie bei einem dieser Besuche eine Decke da, die der Züchter auf den Schlafplatz der Welpen legt. Diese Decke trägt den Geruch der Welpen und ihrer Mutter dann mit in das neue Zuhause. Der vertraute Geruch vermittelt dem Welpen in der neuen, fremden Umgebung Sicherheit und Geborgenheit.

Einzug in das neue Heim

Zuhause angekommen lassen Sie den Welpen das neue Heim in aller Ruhe erkunden. Bedrängen Sie ihn nicht. Lassen Sie auch nicht zu, dass das neue Familienmitglied gleich in den ersten Tagen von Bekannten, Verwandten und Nachbarn umringt wird. In den ersten Tagen sind die neue Familie und die neue Umgebung beängstigend genug. Erleichtern Sie dem Welpen die ersten Nächte im fremden Heim, indem Sie den Schlafplatz des Welpen anfangs neben Ihr Bett stellen. Wählen Sie als Schlafplatz eine Box oder einen Korb mit höheren Wänden, um dem Welpen ein sicheres und beschütztes Gefühl zu vermitteln. Legen Sie bequeme Decken hinein, wenn vorhanden auch die Decke mit dem vertrauten Geruch. Später können Sie den Schlafplatz Stück für Stück aus Ihrem Schlafzimmer entfernen und an seinen eigentlichen Platz rücken. Tagsüber stellen Sie den Schlafplatz bereits jetzt an seinen späteren Ort und legen Sie den Welpen dort hinein, wann immer er eingeschlafen ist. Füttern Sie den Welpen zu Beginn mit dem gleichen Futter, welches er beim Züchter bekommen hat. Wenn Sie möchten, können Sie nach der Eingewöhnungsphase das Futter schrittweise umstellen.

Bewegt sich der Welpe nach einigen Tagen entspannt und freudig durch sein neues Zuhause, können Sie damit beginnen, ihn mit vielfältigen Umweltreizen zu konfrontieren, kleine Ausflüge mit ihm zu machen, und ihn mit möglichst vielen Menschen, Hunden und Tieren in Kontakt kommen zu lassen. Dabei sollte der Welpe stets entspannt bis freudig erregt sein. Fertigen Sie für die gezielte Gewöhnung am besten eine Liste an mit Umweltreizen, mit denen der Hund später ganz selbstverständlich umgehen soll, z.B. Haushaltsgeräusche (z.B. Staubsauger), Kindergeschrei, laute Verkehrsstraßen, Fußgängerzonen, Bahnhöfe, große Mülltonnen, Fahrstühle, Rollstühle, Kinderwagen, Jogger, Radfahrer, andere Hunde und andere Tiere, etc.. Zeigt der Welpe Furcht, beenden Sie die Situation sofort und versuchen Sie beim nächsten Mal, ihn in kleinen Schritten an die Situation heranzuführen. Besuchen Sie mit dem Welpen zudem eine Welpengruppe in einer kompetenten Hundeschule. Dort finden Sie auch Hilfe zu individuellen Problemstellungen.

Hund und Kind

Kinder unter Aufsicht anleiten

Leben in Ihrem Haushalt Kinder, so erläutern Sie den Kindern den richtigen Umgang mit dem Hund und lassen Sie Kind und Hund nie ohne Aufsicht allein. Der Hund kann nicht verstehen, dass Kinder bei den Menschen eine „Narrenfreiheit“ genießen und kann sich durch unvorsichtige Verhaltensweisen des Kindes bedroht fühlen. Kinder sollten zum Beispiel den Hund nicht beim Fressen stören, nicht den schlafenden Hund erschrecken, enges Umarmen vermeiden, nicht an den Ohren oder am Schwanz ziehen oder mit dem Finger von oben ins Gesicht pieksen. Bei korrekter Anleitung lernen Kinder den richtigen Umgang mit dem Hund sehr schnell, und so steht einer langfristigen, hundegerechten Freundschaft nichts im Weg.

Hund und Hund

Vor der Vergesellschaftung

Weitere im Haushalt lebende Hunde kennt der Welpe im Idealfall bereits von Ihren Besuchen beim Züchter. Beachten Sie dabei auch das Verhalten des bereits vorhandenen Hundes – nicht jeder Seniorhund mag plötzlich rund um die Uhr von einem jungen Wirbelwind umgeben werden. Hat Ihr Hund bisher als Einzelhund gelebt, erleichtern Sie ihm die Umstellung, indem Sie bereits Wochen vor Ankunft des Welpen die Welpenausstattung in den Räumlichkeiten verteilen und dem Hund bereits weniger Aufmerksamkeit schenken. Falls der Hund ab Einzug des Welpen bisher gezeigte Verhaltensweisen nicht mehr ausführen darf, verbieten Sie ihm diese bereits Wochen vorher (z.B auf dem Sofa liegen, beim Essen betteln). Fallen diese Restriktionen nicht mit dem Einzug des Welpen zusammen, wird der Hund die negative Veränderung nicht mit dem Welpen in Verbindung bringen.

Kontrollierte Kontakte

Die ersten Kontakte der Hunde im neuen Zuhause sollten unter Ihrer Aufsicht stattfinden. Steht Ihnen ein Garten zur Verfügung, bringen Sie die Hunde zunächst dort zusammen. Ansonsten wählen Sie einen Raum, der den Hunden möglichst viel Bewegungsfreiraum bietet. Bevor Sie die Hunde zusammen lassen, räumen Sie eventuell herum liegendes Spielzeug und Kauartikel, sowie Futternäpfe weg. Teilen Sie jedem Hund einen eigenen Futternapf und eigene Liegeplätze zu, um Streitigkeiten zwischen den Hunden zu vermeiden.

© Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa

Name
Dr. med. vet. Dunia Thiesen-Moussa
Fachtierärztin für Tierverhalten, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie
Über mich
Nach mehrjähriger Leitung der verhaltensmedizinischen Sprechstunde der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreibe ich die Tierärztliche Praxis für Kleintierverhalten und die Hundeschule Kleintierverhalten.
Mein Motto
Wissen schützt Tiere
Tätigkeiten
Verhaltenstherapie, Hundetraining, Referententätigkeiten, Gutachterin in Wesenstests, Prüferin des D.O.Q.-Tests 2.0, Prüferin der Sachkundeprüfung nach §3 NHundG, Mitglied der Prüfungskommission zur Zertifizierung von Hundetrainern durch die Tierärztekammer Niedersachsen, externe Sachverständige für Fachgespräche zur Erlaubnispflicht nach §11 TierSchG

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